Aus Hamburg in den Tod geschickt
20 Deportationstransporte in den Jahren 1940 bis 1945 prägen heute das Erinnern an den ehemaligen Hannoverschen Bahnhof. Denn mit ihnen wurden 7692 Juden, Roma und Sinti aus Hamburg und Norddeutschland in die Ghettos und Vernichtungslager Ost- und Mitteleuropas verschleppt – für die allermeisten ein Weg in den Tod.
2004 legten die Wissenschaftler Dr. Linde Apel und Dr. Frank Bajohr, beide Forschungsstelle für Zeitgeschichte (Hamburg), die erste umfassende Studie zum Thema „Die Deportationen von Juden sowie Sinti und Roma vom Hannoverschen Bahnhof in Hamburg 1940-1945" der Kulturbehörde vor. Im Frühjahr 2008 schrieben die Regierungsparteien im Rahmen der Koalitionsverhandlungen die Entwicklung einer Gedenkstätte am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof im Koalitionsvertrag fest.
Es ist stockdunkel. Immer wieder ist das Rattern von Zügen zu hören, hin und wieder ertönt das durchdringende Pfeifen einer Dampflok. Irgendwann erklingen Stimmen – erst ganz leise, dann immer lauter. Es sind Stimmen der Angst, der Verzweiflung und der Trauer, die da sprechen. Sie erzählen persönliche Leidensgeschichten von Juden, Sinti und Roma, die zwischen 1940 und 1945 von Hamburg aus in Konzentrationslager deportiert wurden. Mit diesen Eindrücken könnten Besucher in Zukunft durch einen Tunnel zu dem Gedenkort am Lohseplatz geleitet werden. "Die Abdunkelung des Raumes, die Enge im Tunnel und die Zuggeräusche sollen dazu führen, dass Besucher mit verschiedenen Sinnen mit dem Thema der Deportationen konfrontiert werden", erzählt Maximilian Jacob. Der 16-Jährige ist einer von 36 Hamburger Schülern, die an der Gestaltung des Erinnerungsortes am ehemaligen Hannoverschen Bahnhof beteiligt sind.
Der Lohseplatz galt lange als vergessener Ort, mit den Planungen zur Erschließung der Hafencity findet er jedoch wieder größere Aufmerksamkeit. So wurde der Platz bereits mit Informationstafeln gekennzeichnet, die seine Vergangenheit als Deportationsbahnhof erläutern. Im Jahr2013 soll auf dem Gelände des Lohseplatzes ein Dokumentationszentrum eröffnen, in dessen Räumen die Ausstellung "In den Tod geschickt" von Linde Apel, Mitarbeiterin der Forschungsstelle für Zeitgeschichte, dauerhafter Bestandteil wird. Diese erinnert an die Deportationen von Juden, Sinti und Roma aus Hamburg und wurde im Frühjahr 2009 bereits im Kunsthaus Hamburg gezeigt.
Im Internet ist die Gedenkstätte unter http://hannoverscher-bahnhof.hamburg.de/
http://www.welt.de/print/die_welt/hamburg/article13894401/Ein-Ort-wird-neu-entdeckt.html
http://www.welt.de/welt_print/article3217702/Aus-Hamburg-in-den-Tod-geschickt.html
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